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Im Folgenden beantworten wir Fragen, die uns im Zusammenhang mit der aktuellen Planung von Oberbillwerder häufig gestellt werden.
"Warum muss einerseits so viel und andererseits gerade hier gebaut werden – es gibt doch in Hamburg viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel den Kleinen Grasbrook?"
Das Hamburger Wohnungsbauprogramm sieht vor, pro Jahr mindestens 10.000 Wohnungen (in 2017: 13.411) zu genehmigen - Näheres siehe hier. Der Senat hat mit den Bezirken im "Vertrag für Hamburg" in 2016 jeweils verbindliche Neubau-Zahlen vereinbart. Jene Vereinbarung soll die tatsächliche Umsetzung des Ziels sicherstellen.
Diese Entscheidung ist die - grundsätzlich berechtigte - Reaktion auf den starken Zuzug von Menschen, die in den letzten Jahren zu Mietsteigerungen geführt haben. Problematischer als Mietsteigerungen jedoch sind Fälle, in denen Menschen keine Wohnung finden. Insbesondere Studierende und Auszubildende trifft es hart - sie sind typischerweise auf eine bezahlbare Unterkunft in der Nähe ihres Studien- bzw. Ausbildungsortes angewiesen. Um das Mietniveau etwa zu halten und genug Wohnraum für alle anbieten zu können, braucht Hamburg zusätzliche Wohnungen. Zu diesen jährlich 10.000 Wohnungen trägt Bergedorf als flächenmäßig größter Bezirk (20,5 Prozent der Fläche Hamburgs) einen relativ kleinen Teil von 800 Wohnungen (acht Prozent) bei, was etwa dem Bevölkerungsanteil entspricht - und damit deutlich weniger als der halb so große Bezirk Altona (1.500 Wohnungen bzw. 15 Prozent).
Wir als Bergedorfer Grüne können verständlicherweise nur über Baugebiete in Bergedorf mitbestimmen. Auf ganz Hamburg gesehen geht es aber nicht um ein "entweder oder" - es ist erforderlich, dass an verschiedenen Stellen in der Stadt weitere Wohnungen gebaut werden, also sowohl auf dem Kleinen Grasbrook als auch in Oberbillwerder.
Der Kleine Grasbrook liegt zwar direkt gegenüber der Innenstadt und ist damit ähnlich verkehrsgünstig gelegen wie Oberbilwerder, aber Oberbillwerder bietet demgegenüber einige Vorteile und ist verkehrlich schon jetzt gut erschlossen, sofern die S-Bahn fährt, Näheres siehe unten zur S-Bahn-Anbindung. Immerhin liegt hier bereits eine Schienenanbindung.
Der Kleine Grasbrook soll übrigens nach aktuellem Stand auch bebaut werden - und dort ist schon jetzt die Frage, wie mit Sturmfluten umgegangen werden soll. Auch dies ist also keine völlig unproblematische Fläche.
"Warum werden nicht zunächst Baulücken geschlossen und brach liegende Flächen ausgenutzt (Nachverdichtung), anstatt auf der grünen Wiese zu bauen?"
In der Tat sollten Grüne der Nachverdichtung zunächst den Vorrang gegenüber Neubau geben, und genau das tun wir auch. Nachverdichtung passiert derzeit auch, zum Beispiel werden parallel Baulücken in Neuallermöhe geschlossen, aber einerseits sind die wirklich großen Lücken in Bergedorf bis 2022 weitgehend zugebaut und andererseits braucht Nachverdichtung in jedem Einzelfall relativ viel Zeit - die Stadt kann nicht einfach Flächen beschlagnahmen, auf denen gebaut werden soll, sondern kann nur für die Zukunft vorschreiben, wie gebaut werden soll, wenn gebaut wird.
Zusätzliche Nachverdichtung scheitert auch in Bergedorf oftmals an der Haltung, eine stärkere Veränderung des Stadtbildes nicht zuzulassen, wie zuletzt am Beispiel des Stuhlrohrquartiers. Diese Position ist im Bergedorfer Zentrum mehrheitsfähig, daher muss anderswo mehr gebaut werden. Unsere schwierige Aufgabe ist, hierbei Natur und Umwelt möglichst nicht zu belasten.
Die Nachverdichtung kann und muss weiter intensiv betrieben werden, aber sie stößt in pucto Geschwindigkeit und Vermittelbarkeit an ihre Grenzen: Es können aktuell nicht ausreichend Wohnungen in den schon bestehenden Gebieten gebaut werden, um den Bedarf zu decken und das aktuelle Mietniveau zu sichern. Die weitere Nachverdichtung bei schon bebauten Flächen (Häuser aufstocken beziehungsweise Abriss und Neubau) dauert jeweils relativ lange, da die Grundstücke meist in Privatbesitz sind, und es geht in vielen Fällen nur um einzelne Gebäude beziehungsweise um den Ausbau von Stockwerken. Die Nachverdichtungspotentiale für Wohnungsbau zu gewinnen ist die nächste Aufgabe, damit die Vier- und Marschlande nicht großflächig verstädtert werden.
Wir fordern, dass südlich der Autobahn A25 keine neuen Gewerbegebiete entstehen dürfen. Dies limitiert auch die Wohnbebauung. Wir müssen im Zweifel beweisen, dass dieses Vorhaben angesichts einer wachsenden Metropole gelingen kann: Das genaue Potential der Nachverdichtung ist aktuell unbekannt, es gibt keine Gutachten dazu. Wir fordern, dass durch ein Gutachten geklärt wird, wie groß die Nachverdichtungspotentiale in ganz Hamburg sind. Diese sollen dann vorrangig bebaut werden. Es dürfen jedoch nicht in großem Stil Naherholungs- und Parkflächen für den Wohnungsbau geopfert werden, denn diese Flächen sichern Lebensqualität in der Stadt - und in einer grauen Stadt will niemand leben.
"Es wird Grün verbaut und Arten werden vertrieben. Warum lassen Grüne das zu?"
Vorab: Entgegen einer immer wieder auftretenden Fehlmeldung wird nicht in ein bestehendes oder geplantes Natur- oder Landschaftsschutzgebiet hineingebaut. Allerdings wird jede Bebauung immer auch mit dem Thema Artenvertreibung in geringem Umfang leben müssen.
Unserer letztendlichen Entscheidung für Oberbillwerder ging die Frage voraus, welche ökologischen Folgen es haben würde, hier zu bauen. Die Umweltbehörde hat hierzu eine Kartierung vorgenommen und im Rahmen dessen erhoben, welche Tierarten hier leben. Das Ergebnis der Kartierung, das am 05.06.2018 dem Sonderausschuss Oberbillwerder der Bergedorfer Bezirksversammlung vorgetragen wurde, lässt sich hier einsehen.
Dem Landschaftskorridor, des westlich von Oberbillwerder die Naturschutzgebiete Boberger Niederung, Allermöher Wiesen und Die Reit verbindet, kommt eine hohe Bedeutung für den Biotopverbund zu, sodass er unbedingt erhalten bleiben muss. Ergebnisse der Artenkartierungen zeigen, dass Unterbillwerder, der Billebogen und das Billeufer sich schon jetzt durch ökologische Potentiale auszeichnen, weshalb sie dauerhaft vor Eingriffen geschützt werden müssen (Seite 23) - dafür setzen auch wir uns ein, dies ist eine unserer zentralen Bedingungen für Oberbillwerder.
"Das ganze Gelände wird erhöht, das wird für Überschwemmungen sorgen, die größer sind als an Hinmelfahrt 2018. Wissen und wollen Bergedorfs Grüne das?"
Es ist korrekt, dass das Gelände teilweise (aber nicht insgesamt) um 1,20 bis 1,50 Meter erhöht werden muss und es ist korrekt, dass der Grundwasserspiegel vor Ort relativ hoch ist, sodass es zur Regenwasserableitung besondere Lösungen braucht. Mit dem RISA-Konzept (RISA = Regenwasser-Infrastruktur-Anpassung) hat Hamburg wirksame Maßnahmen entwickelt. Wir Grüne fordern, dass diese bei der Erstellung des Masterplans auf Oberbillwerder zugeschnitten und entsprechend umgesetzt werden. Der Siegerentwurf macht deutlich, dass es möglich ist, Flächen im Stadtteil mehrfach zu nutzen - einerseits als grüne Park-, Sport- und Spielplatzflächen, andererseits als mögliches Regenrückhalteflächen.
Ein Großteil der auch in Zukunft zu erwartenden Starkregenereignisse wird sich also innerhalb des Stadtteils auswirken. Natürlich muss auch dafür gesorgt werden, dass die Umgebung nicht beeinträchtigt wird. Ein intelligentes Oberflächenwassermanagement muss bei der Erstellung des Masterplans und seiner Umsetzung zwingend beachtet werden.
"Die S-Bahn zwischen Bergedorf und Hamburg fällt schon jetzt immer wieder aus und ist überfüllt - wie soll sie das Mehr an Fahrgästen verkraften?"
An der Taktfrequenz und dem Ersatz der alten Züge wird aktuell schon gearbeitet: Die S2 soll in Zukunft ganztägig fahren (Erhöhung der Taktung: Im Schnitt alle fünf Minuten muss eine S-Bahn fahren, um die große Anzahl Menschen zu befördern), dieser Antrag wird von der rot-grünen Koalition in die Bürgerschaft eingebracht. Die S2 soll, wenn die neuen S-Bahn-Züge rechtzeitig kommen, ab Dezember 2018 nur noch mit sechs Wagen fahren und die Strecke eine Stunde länger bedienen. Außerdem bekommt die Strecke nach Bergedorf die neuen Züge, was Ausfälle der alten "Toaster"-Züge (ET472) der Vergangenheit angehören lassen wird - diese werden dann planmäßig verschwinden. Und um auf den Wegen zwischen Berliner Tor und Bergedorf nicht grundsätzlich den Strom abstellen zu müssen, wenn er im Hauptbahnhof abgestellt wird, wurden die Stromversorgung um- und außerdem Weichen für einen 20-Minuten-Notbetrieb auf der Strecke eingebaut, dies ist der Grund für die lange Sperrung im Juli 2018.
Wir fordern, dass auf der S2 auch Langzüge (mit neun Wagen) zum Einsatz kommen, wenn Oberbillwerder gebaut wird. Zu guter Letzt: Die 2019 anstehenden Verhandlungen mit der S-Bahn Hamburg als Teil des Konzerns der Deutschen Bahn AG über die weitere Vergütung sollen entsprechend hart geführt werden - größere Ausfälle müssen Folgen haben, Pünktlichkeit sollte sich wirklich lohnen - Näheres hier.
"Es wird ein Verkehrschaos geben, da die Zahlen für den Parkraum und den öffentlichen Nahverkehr unrealistisch sind. Was tun Grüne dagegen?"
Oberbillwerder hat nach dem vorliegenden Entwurf mit seinem weitreichenden Mobilitätskonzept, das sogenannte "Hubs" enthält, Stationen für Carsharing, entleihbare Fahrräder und insbesondere auch Lastenräder, eine sehr gute Ausgangsposition, dafür zu sorgen, dass Menschen für Wege innerhalb des Stadtteils, aber auch in die Hamburger oder Bergedorfer Innenstadt sowie für Freizeitfahrten nicht auf ein eigenes Auto angewiesen sind. Damit es nicht zu Verkehrsproblemen kommt, muss der Stadtteil andere Arten von Mobilität (Rad-, Fuß-, Bus- und Bahnverkehr) fördern, die so attraktiv sind, dass es komfortabler und preiswerter ist, kein eigenes Auto zu besitzen.
Für zukünftige Verkehrsnutzungen, die jetzt noch nicht absehbar sind (Stadtbahn, zusätzliche Fahrradspuren, Ladestationen für Elektrobusse, fahrerlose Fahrzeuge), hält der Entwurf von ADEPT ApS und anderen übrigens auch explizit Flächen entlang der Straßen frei.
"Wie kann verhindert werden, dass Oberbillwerder eine hässliche Hochhaussiedlung wird?"
Die Häuser in Oberbillwerder werden unterschiedlich hoch sein, im Schnitt vier bis sechs Stockwerke hoch, von einer Hochhaussiedlung kann also nicht die Rede sein. Es gibt auch niedrigere Häuser, auch im Zentrum, dies lässt sich in dem Entwurf gut erkennen. Nur sehr vereinzelt wird es höher: Es gibt in dem vorliegenden Entwurf zwei Häuser mit bis zu zehn Stockwerken, höher wird es voraussichtlich nicht.
"Wie wird der Radverkehr gefördert?"
Ein Nebeneffekt von Oberbillwerder wird natürlich weiterer Verkehr auf den Radwegen sein. Deshalb fordern wir, die Veloroute 9 nördlich des Bahndamms zum Radschnellweg (=" Fahrradautobahn") auszubauen. Wir sind dafür, dass es neben dem Radweg einen Fußweg gibt, damit sich Menschen, Hunde und Fahrräder nicht zu nahe kommen und der Radschnellweg seinen Namen verdient. Natürlich muss dieser Radschnellweg in beide Richtungen, Ost und West, gut an das übrige Radverkehrsnetz angeschlossen sein.