Kapitel 8

Die Vier- und Marschlande

 

 

Die Vier- und Marschlande sind für die Entwicklung von ganz Hamburg von Bedeutung. Nicht nur ist diese jahrhundertealte, gewachsene Kulturlandschaft Hamburgs grünste Region und deshalb ein bedeutendes Naherholungsgebiet für alle Hamburger*innen. Sie sind auch für die Versorgung Hamburgs mit frischem Wasser, Lebensmitteln und gartenbaulichen Produkten von großer Wichtigkeit. Zunehmend kommt hinzu, dass die Vier- und Marschlande im Bereich der erneuerbaren Energien immer mehr an Bedeutung gewinnen, Fachleute sprechen sogar davon, dass sie für die Energiewende in Hamburg von essentieller Bedeutung sind. Das beinhaltet Agri-Photovoltaik, aber auch ein erweiterte Nutzung von Windkraftanlagen.

Mit Blick auf verschiedene globale Krisen, die zu Verschiebungen von Lieferketten, Versorgungsengpässen und Bewegungseinschränkungen geführt haben, wird der Wert dieser Region nochmals besonders deutlich. Wir stehen vor der Herausforderung, das Gewachsene zu erhalten und die Produktivität der Region zu stärken und auf klimatische Veränderungen vorzubereiten.

 

Wofür wir uns in den kommenden Jahren einsetzen werden:

Wir wollen Ortskerne der Region stärken und lehnen daher Potentialflächen jenseits dieser ab.

Wir möchten, dass diese zunehmende Nutzung von Wind- und Solarenergie gemeinsam mit den Einwohner*innen gestaltet wird, beispielsweise über die Energieerzeugung durch Bürgerenergieanlagen.

Wir setzen uns dafür ein, die naturnahen Lebensräume im Elbe-Urstromtal zu bewahren und zukunftsfähig zu gestalten. Dazu gehört vor allem der Ausbau von Blühpflanzen in den Dauergrünlandflächen, um die biologische Vielfaltzu erhöhen und Nahrungsquellen für Vögel und Insekten zu schaffen. Wir möchten langfristig eine Heimat für Wildtiere wie Störche und Biber erhalten.

Der Biotopverbund muss weiterhin Rückzugsort für ökologische Vielfalt bleiben und dürfen nicht durch Zersiedlung gefährdet werden. Wenn möglich, sollen die charakteristischen Bauernhäuser, die nicht mehr genutzt werden, als Mehrgenerationenhäuser erhalten bleiben.

Um den Wert der Region zu verdeutlichen, müssen neue Routen durch die Kulturlandschaft als stadtnahe Erholungsmöglichkeit ergänzt werden. Auch um den Anwohner*innen, aber auch besuchenden Städter*innen einen Raum zur Entspannung und für die Gesundheitsprävention zu bieten, muss das ländliche Gebiet möglichst frei von Umweltbelastungen wie Lärm, Abgasen, und Müll gehalten werden. In Abstimmung mit der Bevölkerung muss der sanfte Ökotourismus weiterentwickelt werden. Die Aufwertung des Marschbahndamms als Radweg ist in diesem Sinne ein erfolgreiches Grünes Projekt. Beim Ausbau des sanften Tourismus sollten Kinderfreundlichkeit und die Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigt werden. Eine weitere wichtige Komponente sind Maßnahmen für moderne Mobilität, um eine Zunahme des motorisierten Individualverkehrs zu verhindern. Die Förderung des Ökotourismus soll mit dem Ausbau der Bikeports gefördert werden. Nach der Eröffung des Bikeports Tatenberg wollen wir weitere Standorte identififieren und umsetzen.

Wir unterstützen Projekte, die denkmalgeschützte Häuser der Region erhalten wie die Schule Seefeld und das Hufnerhaus der Jugendbauhütte. Für den Erhalt der Riepenburg möchten wir nach einer Sanierung unter Beteiligung der Öffentlichkeit ein tragfähiges Nutzungskonzept für den Ort am viel genutzten Elberadweg entwickeln.

Vor dem Hintergrund der Klimakatastrophe und erwartbaren Hochwasserlagen sind die geplanten Deicherhöhungen, die Ertüchtigung des Tatenberger Deichsiels und Neubauten von Schöpfwerken dringend notwendig, um eine zuverlässige Be- und Entwässerung sicherzustellen - das wurde bei verschiedenen Hochwasserlagen in der Vergangenheit sehr deutlich.

Wir setzen uns für die Belange der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein. Dieser Gedenkort spielt für das Erinnern und Gedenken der Opfer des NS-Regimes eine zentrale Rolle in Norddeutschland. Daher begrüßen wir die Weiterentwicklung des Standortes und wollen dazu beitragen, dass dessen Bekanntheit und die Besuchsmöglichkeiten gerade in Zeiten, in denen autoritäres Denken zuzunehmen scheint, wachsen.

Wir setzen uns dafür ein, dass nach der von uns unterstützten Sanierung des Sommerbades Altengamme ein belastbare und zukunfstweisende Trägerstruktur erarbeitet wird. Die mit dem VFLAltengame angebotene Kooperation soll unterstützt werden und gegebenenfalls mit den notwendigen Ressourcen hinterlegt werden, damit der Betrieb des kostenlos nutzbaren Sommerbades vollumfänglich gewährleitet sein wird.

Wir wollen Anreize schaffen, um ressourcenschonenden, humusmehrenden und artenreichen Landbau attraktiver und kurzfristig umsetzbar zu machen. Kleine, innovative Betriebe sollen verstärkt unterstützt und junge Menschen ermutigt werden, Betriebe zu übernehmen. Die Landwirtschaftskammer soll dabei unterstützen und Lösungswege aufzeigen. Die Schaffung von Archehöfen oder Pflege- und Gnadenhöfen für alte Tiere in den Vier- und Marschlanden ist ebenfalls erstrebenswert. Offene Betriebe, Führungen für Kinder und Erwachsene sowie Informations- und Bildungsangebote sollen gefördert werden. Die Umstellung zahlreicher Betriebe in den Vier- und Marschlanden auf zertifiziert ökologischen Landbau soll auch zukünftig durch gezielte Förderung der Hansestadt ermöglicht werden. Eine Steigerung des Ökolandbaus mit Direktvermarktung, einschließlich Abnahmevereinbarungen wie Biokisten-Abos oder solidarischer Landwirtschaft, bietet beste Möglichkeiten für eine risikolose Umstellung und leistet so als prägender Wirtschaftsfaktor einen Beitrag zur nachhaltigen und regionalen Versorgung der Bevölkerung. Der hohe Einsatz von Pestiziden und die hohen Einträge von Nitrat in den Boden durch Düngung können wir uns nicht länger erlauben. Hierbei soll die Beratung für wassersparende und umweltfreundliche Bewässerungsmethoden unterstützt werden. Zudem muss in der Landwirtschaft Gewässerschutz durch Reduktion von Pflanzenschutzmitteln gewährleistet werden.

Es ist wichtig, bestehende Cafés und Hofläden als Erholungs- und Versorgungsquellen sowie als sichere Einkommensquellen für die Betreiber*innen zu erhalten. Zur Vermeidung unnötiger Transportwege von örtlich produzierten Waren setzen wir uns für das Vermarkten regionaler Produkte in der Region Bergedorf direkt aus den Vier- und Marschlanden ein.

Die Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten im und auf dem Wasser sind attraktiv und sollten weiter ausgebaut und unterstützt werden, wobei Sauberkeit und der Schutz sensibler Gebiete beachtet werden müssen. Neben Freizeitsport und Naturerkundung bieten auch traditionelle Handwerksbetriebe spannende Ausflugsziele. Die Vier- und Marschlande verfügen über ein vielfältiges Vereinsleben, das ein breites kulturelles Angebot vor Ort schafft, von der Freiwilligen Feuerwehr bis hin zum Kunsthandwerk.

 

 

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