Kapitel 2

Ungestörte Lebensräume und Freizeit-Dschungel

 

 

Unser Grün macht Bergedorf zu einem sehr lebenswerten Bezirk - das ist vielen während der Pandemie besonders deutlich geworden. Mit großen Flächen für die Naherholung, dem Naturschutz und der Landwirtschaft ist Bergedorf der grünste Hamburger Bezirk und es ist anhaltende Aufgabe von Politik und Verwaltung diese Flächen zu schützen und aufzuwerten sowie Nutzungskonflikte durch Besucher*innenlenkung zu minimieren. Grünflächen und Parks im innerstädtischen Raum kommt für die Gesundheit der Bürger*innen eine neue besondere Rolle zu. Zudem sind öffentliche Grünflächen auch Rückzugsorte für wild lebende Tiere und müssen diesen Schutz bieten, ebenso sollen sie Raum für Artenvielfalt bieten. Neben dem Anspruch auch in einer Großstadt unberührte Natur zur Entfaltung für Tiere und Pflanzen zu haben, gilt es in Bergedorf mit seinem ländlichen Teil auch den Bedürfnissen der Landwirtschaft Rechnung zu tragen. Mit dem Vertrag ”Hamburgs Grün erhalten” wurde ein Grünes Stadtbild langfristig gesichert und die Verbesserung der Naturqualität mit zusätzlichem Geld hinterlegt. Die Bergedorfer Naturschutzgebiete z.B. Boberger Niederung und Kirchwerder Wiesen spielen eine bedeutende Rolle für den Erhalt der Flora und Fauna.

Für die Naherholung gilt es nicht nur die Bergedorfer Grünflächen generell zu erhalten, sondern auszubauen. Seitdem wir Grüne in Hamburg mitregieren, hat sich die Anzahl der Bäume hamburgweit erhöht. Wir wollen aber weiterhin neue und klimaresiliente Bäume pflanzen. Um den Aufenthalt in unserem Grün attraktiv zu gestalten, müssen Sitzmöglichkeiten und Sportgeräte an beliebten Laufstrecken in Stand gehalten und ausgebaut werden. Im Rahmen der Mobilitätswende werden die Fuß- und Radwege zudem derart ausgebaut, dass Naherholung für alle Menschen erreichbar ist. Die Instandsetzung der Fußgängerbrücken in Neuallermöhe ist eines der Beispiele der Vergangenheit, die unserer Idee Rechnung trugen.

Menschen freuen sich über niedrigschwellige Zugänge zum Gärtnern. Das wurde deutlich durch die von uns ermöglichten Hochbeete und die Förderung von Urban Gardening in Bergedorf, wodurch Bürger*innen die Möglichkeit haben, in urbanen Gebieten selbst Obst, Gemüse und Kräuter anzubauen.

Viele nachhaltige und klimaschonende Entwicklungen wurden durch das Integrierte Klimaschutzkonzept Bergedorf initiiert, das wir Grünen angeschoben haben. Diesen Pfad wollen wir fortsetzen und beispielsweise künftig Straßenfeste in Bergedorf nach den Standards von ”Green Events” stattfinden lassen. Infolge der Tatsache, dass die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakatastrophe in den vergangenen Jahrzehnten global nicht konsequent umgesetzt wurden, stehen wir nunmehr vor einer weiteren Herausforderung neben dem Begrenzen des Klimawandels: der Klimaanpassung. Hamburg hat sich im Schnitt schon um 1,7 Grad erwärmt und wird sich in den nächsten Jahren weiter erwärmen, so dass wir zum Schutz von Mensch und Natur weitreichende Maßnahmen treffen müssen.

 

Wofür wir uns in den kommenden Jahren einsetzen werden:

Wo bereits die Versiegelung neuer Flächen beschlossen wurde, muss konsequent auf möglichst ökologische Gestaltung geachtet werden. Den neuen Stadtteil Oberbillwerder wollen wir entsprechend des Masterplans umgesetzt wissen und auf einen hohen ökologischen Standard hinarbeiten. Es ist Grünes Ziel konsequent städtischen Raum zu entsiegeln, wo immer dies möglich ist. Neue Nutzungskonzepte müssen mit den Bürger*innen gemeinsam entwickelt werden. Das bereits beschlossene Ziel der Netto-Null Versiegelung sollte frühestmöglich erreicht werden.

Wir werden darauf achten, dass der “Vertrag für Hamburgs Stadtgrün” konsequent eingehalten wird.

Die klimawandelbedingten Veränderungen von Regenereignissen und Wasserverfügbarkeit erfordern ein Umdenken in der Stadtplanung. Wir fordern daher die Entwicklung eines umfassenden Regenwasserbewirtschaftungsplans für Bergedorf, der die Prinzipien einer Schwammstadt berücksichtigt. Dies geschieht bereits bei den Planungen neuer Quartiere, muss aber auch in bereits bebauten Gebieten realisiert werden. Das umfasst Maßnahmen wie die Förderung der Regenwassernutzung, die Schaffung von Versickerungsmöglichkeiten und die Integration von grün-blauer Infrastruktur, um den Umgang mit Regenwasser nachhaltig zu verbessern. Auch die Entsiegelung von Straßenräumen ist in Betracht zu ziehen, neue Baumstandorte auch zulasten von Stellplätzen für PKW.

Die gesamte Region Bergedorf muss angesichts der klimatischen Veränderungen stärker an extreme Wetterlagen mit Hitzetagen und Tropennächten angepasst werden. Dies erfordert die Sensibilisierung der Verwaltung, Integration bei baulichen Maßnahmen im öffentlichen Raum und eine ausgeweitete Information der Bevölkerung, besonders der vulnerablen Gruppen. Wir werden im Zuge der Umsetzung des Hitzeaktionsplans auf die künstliche Verschattung an öffentlichen Plätzen in Fußgängerzonen und auf Spielplätzen hinwirken, sowie die Installation von Trinkwasserbrunnen und öffentlichen Wasserspielen einfordern.

Das erweiterte Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen ist von übergeordneter Bedeutung. Derzeit liegt die Verantwortung noch in der Hand des Bezirkes. Wir wollen diese Verantwortung in die Umweltbehörde überführen, da diese derzeit schon die operativ handelnde Behörde ist und es auf Bezirksebene an den notwendigen Ressourcen mangelt die Aufgaben durchzuführen.

Für die weiteren Entwicklungen des Dorfes Moorfleet streben wir die Entwicklung des maritimen Bereichs am nord-östlichen Ufer des Holzhafens an. Im südöstlichen Uferbereich sollte im Zuge dessen das Naturschutzgebiet Auenlandschaft Obere Tideelbe erweitert werden.

Bezirkliche Flächen in Bergedorf sollen nach den Regeln eines Naturgartens gepflegt werden. Durch gezielte Maßnahmen wie die Reduzierung von intensiver Pflege und den Schutz von natürlichen Prozessen können wir wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen und die Biodiversität in unserer Stadt fördern. Dies trägt nicht nur zum Erhalt der Natur bei, sondern bietet auch den Bürger*innen die Möglichkeit, die Schönheit und den Wert der wilden Natur direkt vor ihrer Haustür zu erleben. Auf den Einsatz von Rasentrimmern und Laubbläsern sollte möglichst verzichtet werden.

Ein beträchtlicher Teil der Grünen Flächen sind in Privatbesitz. Es braucht ein besseres Beratungsangebot für Gartenbesitzer*innen, aber auch Landwirt*innen im Bezirk, die auf ihren Flächen der Natur ein Angebot machen wollen. Um die stete Zunahme von Verletzungen und Tötungen von Igeln durch den nächtlichen Einsatz von Mährobotern zu beenden, braucht es beispielsweise eine entsprechende Informationskampagne. Auch um mehr Häuser zu begrünen, horizontal und auch vertikal, um einen kühlenden Effekt zu erhalten und Insekten mehr Lebensraum zu geben, benötigt es ebenfalls verbesserte Beratungsangebote im Bezirk. Zudem wollen wir mit dem Ausbau des Angebots an Gemeinschaftsgärten weiteren Menschen, die keinen eigenen Garten zur Verfügung haben, die Möglichkeit des Erlebens von Natur zu geben.

Die Neupflanzung von Bäumen und Sträuchern soll sich am ökologischen Wert und der Widerstandskraft gegen Trockenheit orientieren. Dabei sollen möglichst heimische Arten gewählt werden.

Wir wollen, dass das Hamburger Baumpatenschaftsprogramm in Bergedorf stärker beworben und durch aktive Beteiligung erweitert wird. Bürger*innen sollen die Möglichkeit haben, aktiv zur Begrünung der Stadt beizutragen, indem sie Bäume pflegen und für ihre langfristige Erhaltung verantwortlich sind. Dieses Programm stärkt nicht nur das städtische Grün, sondern fördert auch das Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Bergedorf hat eine bewegte Vergangenheit im Umgang mit industrieller Bodenverschmutzung. Einige Skandale haben die Stadtgesellschaft herausgefordert, hohe Kosten entstehen der Stadt weiterhin bei der Sanierung ehemals gewerblich genutzter Flächen. Da es in naher Zukunft zu einigen größeren baulichen Umgestaltungen im Bezirk kommen wird, erwarten wir, dass Unternehmen, die für die Verschmutzung von Böden und Gewässern verantwortlich sind, für die Kosten für die Sanierung belangt werden.

Zum Schutz der Gewässerläufe an Straßen, in welche das hauptsächlich von Reifenabrieb belastete Oberflächenwasser abgeführt wird, sollen Pfanzenkläranlagen gebaut werden, um die Gewässer, Flora und Fauna zu entlasten.

Um die allgemeine Lichtverschmutzung durch Straßen- und Wegebeleuchtung zu reduzieren, sollen bei Neu- oder Umbaumaßnahmen auf insektenfreundlichere und energieärmere Beleuchtung geachtet werden. Werbetafeln sollen aus gleichen Gründen in der Strahlungsintensität reduziert und ab 24 Uhr ausgeschaltet werden.

Im Bezirk Bergedorf gibt es im Umgang mit Wildtieren viel Erfahrungen und geübte Praxis. Konflikte zwischen Mensch und Tier sind eine Seltenheit. Wo diese zunehmen, beispielsweise bei der Ausbreitung des geschützten Bibers ist ein Monitoring erforderlich. Ein neueres Problem stellt die starke Vermehrung und Ausbreitung der Nutrias dar. Diese eingewanderte Art fühlt sich in den vielen Gewässern sehr wohl und manche Baue führen offenbar zu erheblichen Schäden an den Böschungen der Beet- und Sielgräben. Um der erforderlichen Eindämmung der invasiven Art nachzukommen, wurden sie bisher auf freiwilliger Basis durch die Jägerschaft und Stadtjäger*innen bejagt, was jedoch zu keiner Reduzierung des Bestandes geführt hat. Da diese Art ihre Vermehrung an der Reviergröße orientiert, sind Maßnahmen wie Sterilisation zu prüfen, um die Anzahl der Tiere kontinuierlich zu reduzieren. Der weitere Umgang sollte an wissenschaftliche Erkenntnisse und in enger Abstimmung mit der Umweltbehörde erfolgen.

Wir unterstützen städtische Bemühungen zur Realisierung von Taubenschlägen, um eine tiergerechte Reduktion des Bestandes von Stadttauben zu erreichen. Der Kot der verwilderten Tiere beschädigt Flächen und Fassaden und begründet sich vor allem in falscher Ernährung. Durch artgerechte Fütterung und Austausch der Gelege ist diesen Problemen beizukommen.

 

 

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