Hamburgs 105. Stadtteil – klimaneutral, ökologisch und sozial
Als Grüne haben wir es uns mit einem „Ja“ zu Oberbillwerder nicht leicht gemacht. Das Gegenargument der „Flächenversiegelung“ lag schnell auf der Hand. Argumente dafür jedoch auch: Ein Großteil der Hamburger*innen befürwortet die zusätzliche Schaffung von Wohnraum zur Entlastung des Mietmarktes und das Hamburger Bündnis fürs Wohnen hält an ihrem Ziel fest, jährlich 10.000 neue Wohnungen zu genehmigen. Während sich Parteien wie die CDU mit einer grundsätzlichen Ablehnung von Oberbillwerder ihrer Verantwortung entziehen, sehen wir Grünen, dass Bergedorf durch den neuen Stadtteil seiner Verpflichtung nachkommen kann.
Eine Arbeitsgemeinschaft der Grünen Bergedorf hat sich über viele Jahre intensiv mit dem Bauvorhaben auseinander gesetzt. Wir haben im Zuge der Planungen Flächenpotentiale in den Vier- und Marschlanden gestrichen, um der Verstädterung der Landregion entgegen zu wirken. Wir haben erreicht, dass der Planungsprozess von Anfang an Bürger*nnen vor Ort beteiligt hat. Wir haben erfolgreich bewirkt, dass Oberbillwerder autoarm geplant wird, die Energieversorgung klimafreundlich ist und ökologische Aspekte besonders berücksichtigt werden.
Knapp 30 Prozent der Gesamtfläche von Oberbillwerder – ca. 34 Hektar – werden Grün- und Wasserflächen sein.Die Quartiere werden durch neuartige Landschaftsachsen – den sog. Green Loop – eng miteinander verbunden sein. Auch soll sich Oberbillwerder aus erneuerbaren Quellen selbst mit Energie und Wärme versorgen. Mit Gründächern und Regenwassermanagement wird der Gefahr von Überflutungen bei Starkregenereignissen vorgebeugt.
Oberbillwerder wird aus fünf Quartieren bestehen, die eigenständige Stadträume bilden. In den Quartieren wird es Angebote für Menschen unterschiedlicher Einkommens-, Alters- oder Lebenssituationen geben. Dabei wird sowohl der Hamburger Drittelmix eingehalten, wie auch ein Anteil für Baugemeinschaften von bis zu 20 Prozent umgesetzt. Insgesamt entstehen zu 85 Prozent Mehrfamilienhäuser und nur zu 15 Prozent Stadt- und Einfamilienhäuser – mit dem Ziel, möglichst wenig Fläche in Anspruch zu nehmen.
Oberbillwerder wird keine Schlafstadt werden. Über 4.000 Arbeitsplätze werden direkt im Stadtteil entstehen – u.a. in Handwerkerhöfen und Räumen für Co-Working. Hinzu kommen ein Schulcampus mit Stadtteilschule und Gymnasium, zwei Grundschulen und bis zu 14 Kitas. Außerdem wird die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) mit ihren knapp 4.000 Studierenden nach Oberbillwerder umziehen.
Für Lebensqualität werden Aktivitätsparks für Sport im Freien (Active City), ein Schwimmbad und viele neue Begegnungsorte sorgen.
Auch in den benachbarten Stadtteilen Bergedorf-West und Neuallermöhe ergeben sich Vorteile. Zwar wird in der Bauphase an einigen Stellen der Verkehr – z.B. durch LKW-Fahrten – intensiviert. Mittel- und langfristig werden die angrenzenden Stadtteile aber ruhiger. Denn: Nur durch den Bau von Oberbillwerder wird auch für Neuallermöhe Lärmschutz entlang der Bahnstrecke Hamburg-Berlin geschaffen. Ohne den Bau des neuen Stadtteils hätte Neuallermöhe keinen Anspruch darauf, da der Rechtsanspruch gegenüber der Stadt bereits verjährt ist. Darüber hinaus wird Neuallermöhe auch schöner werden: Der Fleetplatz wird neugestaltet und aufgewertet werden – mit viel Grün und mehr Gastronomie und einer Aufenthaltsqualität, die mit dem Nachbarstadtteil Oberbillwerder mithalten kann. Ebenso wichtig: Oberbillwerder wird den alten Dorfkern von Billwerder nicht verändern und respektvoll Abstand halten.
Dazu Jenny Jasberg, Kreisvorsitzende der Grünen Bergedorf:
„Ob Baugemeinschaften, Schwammstadt, Active City, Straßen ohne parkende Autos oder die 10-Minuten Stadt. In Oberbillwerder ist vieles möglich. Hier können wir zeigen, wie unser künftiges Leben in der Stadt aussehen kann. Das sind hohe Ansprüche, aber auch große Chancen.“
Und wann geht es los?
Es gibt keinen „Fertigstellungstag“, sondern eine schrittweise Entwicklung. Die ersten Bauarbeiten beginnen bereits jetzt, aber die vollständige Realisierung wird Jahre dauern. Der ganze Stadtteil könnte 2040 fertig sein.